Rupert Murdoch stellt die „News of the World“ ein. Und ich habe bisher noch keinen Kommentar gelesen oder gehört, der dieses Erdbeben in der Medienlandschaft so einsortiert, wie es in meinen Augen gewertet werden sollte.
Medienfragen sind Machtfragen, so viel ist bekannt. Politik und Medien, insbesondere des Boulevard, sind in Großbritannien eine korrupte und korrumpierende Allianz eingegangen, auch das war vor der jüngsten Eskalation des Abhörskandals jedem, der es wissen wollte klar.
Aber warum hat noch niemand erkannt, was jetzt neu ist? Was die Situation heute verändert? Neu ist die Gegenwehr der Leser, die Gegenwehr der Opfer des „Witwenschüttelns“ und anderer verachtenswerter Praktiken, die, machen wir uns nichts vor, auch in Deutschland geübt werden.
Im Königreich war es ein höchst erfolgreicher Anzeigenboykott, vorangetrieben von Prominenten wie Hugh Grant, einem der zahlreichen Opfer der Abhörpraktiken des Murdoch-Boulevards. Dieser Anzeigenboykott, nicht die bessere Einsicht eines Rupert Mordoch, hat der News of the World letztlich das Totenglöcklein geläutet.
An diesem ersten großen Erfolg einer Kampagne gegen ein Massenmedium ist zweierlei bemerkenswert. Erstens, die Prominenten lassen es nicht mehr dabei bewenden, sich mit Hilfe von Anwälten finanziell entschädigen zu lassen. Sie schlagen auf dem eigenen Terrain der Medien zurück. Das können sie nur tun, weil zweitens, die Medien seit der Erfindung des Internets einen Rückkanal haben. Die Leser können antworten. Und das tun sie, immer massenhafter, immer selbstbewusster.
Macht- und Medienfragen stellen sich im Internetzeitalter neu. Wir leben in spannenden Zeiten.
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